Die Adresse blickt auf mehr als 100 Jahre Clubgeschichte zurück: Von Franzl’s Ballhaus vor über 100 Jahren über Tempelhof und Camelot bis hin zum Headcrash ab 2007. Seit 2025 trägt der Club einen neuen Namen: BETTY. Warum eigentlich?
Warum BETTY?

Mitten auf dem Kiez, wo das Leben ständig in Bewegung ist, steht das BETTY. Nur wenige wissen, dass der Name eng mit der Straße verbunden ist, in der der Live-Club – der viele Jahre „Headcrash“ hieß – sein Zuhause hat. Den Straßennamen „Hamburger Berg“ gibt es erst seit 1938, vorher lautete er „Salomon-Heine-Straße“. Doch Salomon Heine, geboren 1767 und Onkel des berühmten Dichters Heinrich Heine, war Jude. Deshalb änderten die Nationalsozialisten den Namen der Straße im Zuge ihrer antisemitischen Politik.
Und wer war Betty?
Betty Heine war Salomon Heines Ehefrau. Sie wurde 1777 geboren und stammte aus einer wohlhabenden, jüdischen Hamburger Familie. Geduldig, liebevoll und eine gute Konfliktlöserin soll sie gewesen sein, erinnert sich ihr Neffe Heinrich an sie. Doch Betty starb unerwartet mit nur 59 Jahren, was ihren Mann Salomon in tiefe Trauer stürzte. Um ihr zu gedenken, stiftete er 1839 das Israelitische Krankenhaus, das er nach ihr benennen ließ.
Das Krankenhaus war zu dieser Zeit das modernste der ganzen Stadt und nahm Menschen aller Konfessionen auf. 1939 wurde das Gebäude von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Heute ist es das Ortsamt St. Pauli.
Und was hat Salomon gemacht?
Salomon Heine unterstützte nicht nur seinen Neffen Heinrich Heine, obwohl er mit dessen Kunst nicht viel anfangen konnte, sondern spielte eine der größten, wenn nicht sogar die größte Rolle, beim Wiederaufbau der Stadt Hamburg nach dem verheerenden Brand 1842. Mehr als ein Viertel der Stadt fiel damals den Flammen zum Opfer. Um das Feuer einzudämmen, hatte Salomon sein eigenes Stadthaus sprengen lassen, verzichtete später auf die ihm zustehende Versicherungssumme, half den zahlreichen Opfern, ließ auf seine Kosten auch christliche Kirchen wieder erbauen und gab der Stadt ein zinsfreies Darlehen.
„Was ist denn verloren? Ist die Elbe abgebrannt? Es ist doch nichts verloren, solange wir die Elbe noch haben“,
soll Salomon Heine gesagt haben – und rettete die ganze Stadt vor einer gewaltigen Krise.
Salomon Heine starb 1844. Er hatte als Jude, genau wie seine Frau Betty, kein Bürgerrecht. Sein „Gartenhaus“ in Ottensen ist heute ein Museum und Veranstaltungsort. Dort hing vor kurzem noch das Portrait von Betty Heine. Das Gemälde wurde Anfang der 2000er zufällig im Keller der Synagoge Hohe Weide gefunden.
BETTY – Ein Live-Club mit Haltung
Mit dem Namen BETTY möchten wir nicht nur an Betty Heine erinnern, die für Mitmenschlichkeit und Engagement stand, sondern auch an ihren Mann Salomon Heine, dem die Straße „Hamburger Berg“ einst gewidmet war und der das Israelitische Krankenhaus nach seiner geliebten Frau benannte. Wir möchten zeigen, dass der Kiez mehr ist als Kneipen, Rotlicht und Tourismus. Er hat Geschichte und Geschichten, die es wert sind, erzählt zu werden.
Auch wenn Salomon sich wünschte, sein Neffe würde sich nicht als Künstler versuchen, sondern lieber Kaufmann werden, unterstütze er ihn immer wieder. Obwohl das nicht immer leicht für ihn gewesen sein muss. Betty soll den ein oder anderen Streit zwischen Onkel und Neffe geschlichtet haben.
Nach diesem Vorbild steht auch BETTY für Offenheit und ein respektvolles Miteinander.
Unser Club soll ein Ort für Musik, Begegnung und gelebte Vielfalt sein – gegen Rassismus, Faschismus, Homophobie und Sexismus.
Das ist BETTY.
Text: Susan Barth
Quellen: Griff in die Geschichte (12) - Oktober 2017, Salomon Heine zum 250. Geburtstag: (abgerufen am 11.07.2025)
Salomon Heine: Der Mann, der Hamburg rettete: (abgerufen am 11.07.2025)
Der Garten der Frauen – Betty Heine: (abgerufen am 11.07.2025)